SaaS-Anwendungen aus Entwickler-/Anbieter-Sicht
Heute gibt es mal einen interessanten Gastartikel.
Dieser stammt von Christoph Engelhardt und behandelt das Thema SaaS und welches Potential dieses Anwendungsmodell auch uns Softwareentwicklern bietet.
Einführung
Die Worte SaaS (Software as a Service, also Software als Dienstleistung) und Cloud (die Speicherung von Daten im Internet) sind ja derzeit in aller Munde. Doch meistens wird dabei nur über die Einsparungsmöglichkeiten für große Unternehmen oder die Flexibilität bei Lastspitzen geredet.
Ein anderer Aspekt, nämlich die Eignung für kleine (Ein-Mann-)Unternehmen als Gewinnquelle wird dabei fast vollständig ignoriert. Bis jetzt zumindest, denn in diesem Artikel werde ich euch zeigen, wie SaaS-Applikationen die Welt für kleine Entwicklerschmieden auf den Kopf stellen.
Was ist eine SaaS-Anwendung?
Allgemein gefasst ist SaaS eine Art die Software dem Endanwender zur Verfügung zu stellen. Dabei kann der Nutzer die Software so lange nutzen, wie er dafür bezahlt.
Für diesen Artikel beschränken wir den Begriff auf Web-Apps, die auf einem Server… Entschuldigung, ich meinte natürlich in der Cloud gehostet werden. In der Regel haben diese einen Tarif mit monatlicher Abrechnung. Viele Apps haben aber auch ein Freemium-Modell, das heißt man keinen Teil der Funktionen kostenlos nutzen und muss für Premium-Features in einen kostenpflichtigen Tarif wechseln. Die meisten dieser Tools sind echte Nischenprodukte und erfüllen eine einzige Funktion in herausragender Weise.
Beispiele für solche Produkte sind:
- HitTail.com – schlägt Themen für Blogposts anhand der Besucher der Webseite vor
- Seolytics.de – SEO und RankTracking
- FollowUp.cc – ein E-Mail-Erinnerungsservice
Ich nutze alle drei dieser Tools und bin mit jedem davon zufrieden.
Wie unterscheidet sich eine SaaS-Software von herkömmlicher Software?
Den Unterschied zwischen SaaS-Produkten auf der einen und traditionellen Softwareprodukten auf der anderen Seite, kann man wohl am besten an einem Beispiel erklären:
MS Office ist das klassische Softwareprodukt. Wenn ich das Programm nutzen will, muss ich es erst einmal in einem Onlineshop kaufen und dann die Setupdatei herunterladen (theoretisch gibt es auch noch die Möglichkeit zum nächsten Media Markt zu fahren – aber wir leben ja nicht mehr im 2. Jahrtausend…). Anschließend installiere ich das Produkt – wozu ich in aller Regel Administratorrechte benötige. Ich kann Office dann beliebig lange verwenden ohne erneut dafür zahlen zu müssen (zumindest theoretisch). Alle zwei bis drei Jahre gibt es dann eine neue Version mit neuen Features. Will ich diese Funktionen nutzen, muss ich erneut den vollen Kaufpreis zahlen (wir vernachlässigen mal die Upgradeversion).
Anders bei den SaaS-Applikationen, hier vertreten durch Office 365: Dort gehe ich einfach auf die Webseite, entscheide mich für den „Small Business“-Tarif, gebe ein paar Daten und kann direkt loslegen. Nach Ablauf der 90-tägigen Probephase bezahle ich dann $6 pro Monat und Benutzer. Es wird keine Datei auf meinem Computer installiert, alles läuft auf dem Server… in der Cloud – Herr Gott nochmal.
Updates werden ohne Zutun des Nutzers – oft mehrmals täglich – aufgespielt. (Fun Fact: Facebook macht das zwei Mal am Tag). Wenn ich die Zahlungen für den Service einstelle, erlischt auch mein Nutzungsrecht.
Welche Vorteile bieten SaaS-Produkte für einen Selbstständigen?
Software-as-a-Service hat aus Sicht eines IT-Selbstständigen gleich mehrere Vorteile:
- Monatlich wiederkehrender Umsatz
- Lächerlich große Gewinnspannen
- Gute Testbarkeit /Optimierungsmöglichkeiten von Marketing und UX
- Große Kontrolle über Laufzeitumgebung der Software
- Möglichkeit Änderungen jederzeit vorzunehmen
- Unternehmensführung von fast jedem Ort der Welt aus möglich
Der aus Unternehmersicht wichtigsten Punkte sind dabei der monatlich wiederkehrende Umsatz und die Gewinnspanne.
Betrachten wir das klassische Software-Geschäftsmodell und gehen davon aus, dass wir 300 aktive Nutzer einer Software haben, die super zufrieden mit den Leistungen der Software sind. Wie viel Einnahmen mache ich dann im nächsten Monat? 0 Euro. Die zufriedenen Nutzer haben meine Software gekauft, das Geschäft ist gelaufen. Ich muss NEUE Kunden gewinnen, um Geld zu machen.
Neukunden zu gewinnen ist um einen Faktor X schwerer (und kostspieliger) als bestehende Kunden zu halten.
Gehe ich von der gleichen Situation bei einer SaaS-Anwendung aus und nehme an, dass es einen einzigen Tarif zu 19 Euro pro Monat gibt in dem sich alle Nutzer befinden – wie groß sind dann meine sicheren Einnahmen im nächsten Monat? 5700 Euro für die ich nichts anderes tun muss als meine zufriedenen Kunden zufrieden zu halten.
Diese regelmäßig eingehenden Umsätze sind es, die einem IT-Selbstständigen Planungssicherheit geben und die Angst, plötzlich ohne Alles dazustehen, nehmen.
Der zweite Punkt, die großen Gewinnspannen, sind uns Entwicklern hinlänglich bekannt. Die Kosten, um Software zu erstellen sind – Arbeitszeit mal ausgeklammert – vernachlässigbar. Die größten Kosten sind in der Regel das Hosting, sagen wir großzügig 50 Euro pro Monat für einen Server, der üblicherweise mehrere hundert Nutzer bedienen kann. Es ist nicht ungewöhnlich, Gewinnspannen vom 10-fachen bis 20-fachen der Kosten zu haben.
Um diesen Punkt noch einmal zu verdeutlichen, betrachten wir mal FollowUp.cc. Im günstigsten kostenpflichtigen Tarif erhält man 250 E-Mails pro Monat für 10 USD. Bei SendGrid – einem Anbieter für E-Mailversand – erhalte gibt es 600 E-Mails pro Monat kostenlos! Das bedeutet, dass ich eine SaaS-Applikation wie FollowUp.cc zwei, eher drei, Kunden OHNE Kosten bedienen kann.
Der andere sehr angenehme Punkt für Entwickler ist, dass die Laufzeitumgebung sehr konstant und beeinflussbar ist. Es ist nicht nötig verschiedene Betriebssysteme in verschiedenen Patchzuständen auf unterschiedlichster Hardware zu testen und zu betreuen. Wenn ich den Server selbst aufsetze, dann habe ich komplette Kontrolle darüber, wann welches Update aufgespielt und wann welche neue Version einer Software installiert wird. Selbst bei einem Platform-as-a-Service-Dienst wie Heroku.com habe ich eine einzige Laufzeitumgebung – mit hervorragender Dokumentation aller Einstellungen.
Der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte ist, die Möglichkeit jeder Zeit Änderungen einzuspielen. Neudeutsch nennt man das auch gerne Continuous Deployment und über dieses Thema haben sich schon deutlich klügere Menschen ausgelassen. Der Kern ist aber, dass eine viel schnellere Reaktion auf die Wünsche der Kunden möglich wird, was letztlich deren Zufriedenheit steigert, sie länger Nutzer des Produktes bleiben und sich der eigene Umsatz dadurch erhöht.
Fazit
SaaS-Anwendungen bieten gerade für kleine IT-Unternehmen eine vollkommen neue Möglichkeit, um sich einen regelmäßigen Umsatz zu erschaffen. Die Cloud – auf Anhieb richtig! – hat hier das Spielfeld komplett umgekrempelt, indem neue Vertriebsmodelle ermöglicht und die Kosten für die Herstellung und Verbreitung einer Software deutlich gesenkt wurden.
Wer mit dem Gedanken spielt, sich vom Consulting zu lösen und ein eigenes Produkt zu entwickeln, sollte diese Chancen nutzen, solange das Eisen noch heiß ist.
Was ist eure Meinung zur Cloud und zu SaaS-Anwendungen? Betreibt ihr vielleicht selbst ein solches Produkt und könnt aus dem Nähkästchen plaudern? Ich freue mich auf angeregte Diskussionen in den Kommentaren.
Über den Autor
Christoph Engelhardt ist seit 10 Jahren Business Consultant im IT-Bereich und bloggt regelmäßig auf seiner Webseite IT-Engelhardt.de. Außerdem verbessert er die Terminkoordination kleiner Unternehmen mit TerminRetter.de. In seiner Freizeit fährt er gerne Rad, wandert und liest mit großer Begeisterung Sachbücher.
Hallo Carsten,
Vielen Dank für die Veröffentlichung des Artikels. Ich bin gespannt auf die Diskussionen, die hier hoffentlich folgen werden 🙂
Viele Grüße
Christoph
Irgendwie kommt mir diese „sehr optimistische“ Beschreibung von SaaS wie ein Werbetext vor. Vor allem der Satz: „Die Kosten, um Software zu erstellen sind – Arbeitszeit mal ausgeklammert – vernachlässigbar. “ ist mir ganz besonders aufgestoßen. Fragen Sie doch mal bei Xing oder Evernote und Co. nach ob die die Arbeitszeit für die Entwicklung und besonders für den Support und die Weiterentwicklung für Ihre Anwendung vernachlässigen können?
Zwei große Probleme gibt es meiner Meinung nach, um mit SaaS wirklich als Selbstständiger Geld zu verdienen. 1. Wie mache ich mein Produkt bekannt und 2. wie bekomme ich die Leute dazu wirklich dafür Geld zu bezahlen! Ich denke es ist nicht so einfach, wie es sich der Author vorstellt, eine Software für die Cloud zu Entwickeln die Einzigartig ist, bzw. wenigstens ein überzeugendes einzigartiges Feature hat, was andere ähnliche Anwendungen nicht haben.
Hallo CPlusSharp,
mit deinen genannten Problemen hast Du auf jeden Fall recht. Allerdings sind dies Herausforderungen, vor denen man als Entwickler/Anbieter eigentlich immer steht, unabhängig von SaaS. Ich sehe den Artikel mehr als Anregung, sich bei der Erstellung einer Anwendung bzw. Dienstes Gedanken zu machen, ob es nicht auch sinnvoll sein kann, diese(n) als SaaS-Dienst anzubieten bzw. einen existierenden auf dieses Geschäftsmodell umzustellen.
Gruß Carsten
Der Artikel verzerrt die Realität aufs Gröbste. Einen Service zu betreiben kostet Geld. Hosting für 50 Euro oder gar kostenlose Lösungen als Geschäftsgrundlage ist grob fahrlässig. Ausgerechnet einen Dienst wie Seolytics, in den 6-7stellige Summen investiert wurden als Beispielprojekt für einen Einzelkämpfer zu nennen ist die Krönung.
Einen kompletten Service mit allem was dazu gehört schafft man als Einzelkämpfer nahezu NIE. Selbst wenn ich in einer Nische die 300 Kunden für 19 Euro finden sollte, kann ich den nötigen Service kaum für 5700 Euro aufrecht erhalten.
Ich stelle nicht das Modell grundsätzlich in Frage. Nur ist es eines, dass für Einzelkämpfer/Selbstständige besonders schlecht geeignet ist.
@Horst: Ich glaube, der Autor wollte nur Beispiele für saas aufzeigen, meinte aber sicher nicht (hoffe ich jedenfalls), dass dies Ein-Mann-Unternehmen sind oder von solchen betrieben werden könnten.
Wenn Du eine fertige Software-Lösung hast (mit Startkapital selbstentwickelt oder eingekauft), dann kann das durchaus klappen. Da Du aber nicht alles können wirst, musst Du für bestimmte Aufgaben externe Dienstleister brauchen und auf Dauer auch Mitarbeiter, die Aufgaben übernehmen. Aber für den Start kann das funktionieren. Allerdings wird man für solche Dienste immer Startkapital benötigen (Infrastruktur, Software, Dienstleister etc.), was nicht vergessen werden darf.
Hallo und vielen Dank für die Diskussionsbeiträge.
@CPlusSharp
Vielen Dank für Ihren Beitrag. Sie haben selbstverständlich vollkommen recht: Marketing und Vertrieb sind das größte Problem und die wichtigste Aufgabe beim Verkauf jedes Produktes.
Da stimme ich Ihnen komplett zu, aber SaaS hilft mir hier insofern, dass ich jeden Monat Bestandskunden aus dem Vormonat „übernehme“. Und Bestandskunden zu halten ist deutlich einfacher als Neukunden zu gewinnen. Da werden Sie mir sicherlich zustimmen – oder?
Und selbstverständlich kann ich bei einem entsprechend komplexen Produkt die Kosten für die Entwicklung nicht mehr ausklammern. Bei einem einfachen Produkt, das nur eine Funktion bietet, oder einem MVP sind die Kosten aber überschaubar. Wenn Sie die Programmierung dann noch selbst übernehmen, können die realen Kosten aber problemlos unter 10.000 Euro oder sogar 1.000 Euro gehalten werden.
@Carsten
Vielen Dank für das Einspringen. Genau wie du, sehe ich den Artikel als gedanklichen Anstoß über die Vorteile von SaaS nachzudenken. Natürlich hat SaaS auch Nachteile, aber vielleicht fühlt sich ja einer der Kritiker dazu berufen einen entsprechenden Artikel zu verfassen?
Dann könnten wir die Artikel als „Pro & Contra“ gegenüberstellen und lernen alle etwas dazu. Fände ich eine schöne Idee.
@Horst
Vielen Dank für die kritischen Bemerkungen.
Ich wollte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck erwecken, dass irgendeines der genannten Produkte von einem Einzelkämpfer betrieben wird. Dass dieser Eindruck entstanden ist, tut mir leid. Obwohl z.B. hinter HitTail.com keine große Firma, sondern ein Einzelunternehmer (mit Freelancern) steht.
Jedenfalls gibt es mehr als ein Beispiel für SaaS-Anwendungen, die als Ein-Mann-Show gestartet sind. Natürlich muss ich irgendwann Mitarbeiter einstellen. Dann habe ich aber den Umsatz (und den Gewinn), der mir das erlaubt.
Der Vorteil an SaaS – und an den bestehenden (kostenlosen) Diensten – ist, dass ich meine Idee nehmen, ein Minimum Viable Product implementieren und damit die Idee validieren kann. Das geht mit sehr geringen Kosten.
Wir sind uns sicherlich beide einig, dass in der Startphase eines Unternehmens meist Geld nicht im Überfluss vorhanden ist. Hier erlauben mir Dienstleister wie Heroku.com, Mailchimp.com oder SendGrid.com meine Idee kostengünstig (-frei?) zu testen.
Natürlich muss ich im weiteren Verlauf skalieren und dann kostet es Geld – aber dann habe ich auch die entsprechenden Einnahmen dazu (sollte ich haben).
@Steven
Vielen Dank für die Erläuterung in meiner Abwesenheit. Du hast vollkommen recht: Ich wollte Seolytics.de nicht als Ein-Mann-Unternehmen bezeichnen.
Wie du schon richtig angemerkt hast, ist mit den heute verfügbaren Dienstleistungen ein kostengünstiges „Ausprobieren“ möglich. Ich glaube sogar, dass man manche Geschäftsidee ohne finanziellen Einsatz testen kann – was dann natürlich mehr eigene Zeit kostet.
Ich war auch erst mal sehr stutzig, als ich den Artikel gelesen hab. Was mir aber dann sehr gut gefiel, war die Sache, wie hier auf die kritischen Stimmen eingegangen wurde. Super! Vielleicht beim nächsten Mal solche Erläuterungen gleich in den Artikel und nicht erst in den Kommentaren 😉
– Michael
Ich finde der Artikel versucht ein bisschen viel abzudecken (Was ist ein SaaS?, Wie helfen andere SaaS mir bei meinem eigenen? und Welche Vorteile hat ein SaaS für mich?), aber das ändert nichts an der Wahrheit der Kernaussage.
Und deswegen muss ich dir, Horst, widersprechen. Das SaaS Modell ist bestens für Einzelkämpfer geeignet. Wenn man seine Hausübungen macht, kann man ohne (große) Investitionen seine Geschäftsidee validieren. Falls diese funktioniert hat man auch schon die ersten zahlenden Kunden mit dennen man Geld macht.
Das entscheidende dabei ist die Kommunikation mit den (potentiellen) Kunden und das ausprobieren und testen von Ideen. So verhindert man dass man ein Jahr in seinem Zimmer sitzt und programmiert, nur um am Ende zu merken dass niemand mein Produkt benötigt.
So verhält es sich auch mit den Mitarbeitern für Marketing / Support und anderes. Klar wäre es besser wenn man das von Anfang an hätte. Aber was ist wenn die Idee nicht funktioniert? Ich finde die Einschränkungen eines Einzelkämpfers sind etwas positives. Sie zwingen einen quasi dazu sich auf das wesentliche zu konzentrieren.
Um auf deine Aussage zurück zu kommen:
„Ich stelle nicht das Modell grundsätzlich in Frage. Nur ist es eines, dass für Einzelkämpfer/Selbstständige besonders schlecht geeignet ist.
Welches Modell wäre in deinen Augen für einen Einzelkämpfer besser geeignet?
@Michael
Aber dann entgeht uns doch die ganze schöne Diskussion 😉
Ne Spaß beiseite. Der Artikel wurde natürlich vorher von drei Leuten Korrektur gelesen. Keiner davon hat auch nur einen der Kritikpunkte anzumerken gehabt. Und jeder einzelne davon war überrascht über die Reaktionen hier.
Das heißt jetzt nicht, dass die Leser hier komisch drauf sind. Es heißt einfach nur, dass ich den Artikel den falschen Leuten zum Lesen gegeben habe. 🙂
Aber hey, man lernt und lernt und lernt.
Ich habe den Artikel natürlich auch bewusst etwas positiv geschrieben, weil ich überzeugt bin, dass SaaS uns Entwicklern neue und tolle Möglichkeiten bietet.
Insgesamt bin ich mit dem Ablauf hier zufrieden. Ich finde auch die Gegenstimmen toll, die ja durchaus gültige Argumente zur Diskussion beitragen.
Viele Grüße
Christoph
@David Strauß
Herzlich Willkommen und Danke für die Rückendeckung 🙂
Ich sehe schon, dass du auch ein Anhänger der „Lean Startup“-Bewegung bist. Wie sind deine Erfahrungen bisher damit?
Machst du bisher ausschließlich Consulting oder hast du auch schon ein eigenes Produkt?
Viele Grüße
Christoph
@Christoph
Hallo 🙂
Ein eigenes Produkt habe ich leider noch nicht (liegt wohl am Ideenmangel). Deswegen setzen wir bei edgy circle im Moment nur Kundenprojekte in Ruby on Rails und Ember.js um.
In Sachen „Lean Startup“ setzen wir das Konzept des MVP bei unserer Kundenberatung und Entwicklung ein. Anstatt stupide Anforderungen umzusetzen versuchen wir in Interviews herauszufinden welches Problem der Kunde wirklich gelöst haben will.
Ich persönlich finde dass es super funktioniert. Auch wenn es am Anfang meist schwer ist dass ganze zu erklären und umzusetzen. Ich vermute in unseren Breitengraden ist es eher unüblich dass die Anforderungen so stark hinterfragt werden.
Jetzt wo ich das gerade tippe, denke ich mir, ich sollte vielleicht mehr darüber schreiben 🙂
Liebe Grüße
Danke Christoph, für das konkrete eingehen auf die Kritik. Selbstverständlich kann man das Produkt schnell entwickeln, wenn man in ständigem Austausch mit seinen Kunden steht. Da hat ein Einzelkämpfer auch Vorteile. Er spricht mit dem Kunden, erkennt das Problem und kann es sofort umsetzten. Es muss nicht lange intern diskutiert werden. Aber das hat auch starke Grenzen, einfach von der Kapazität.
Ich habe durchaus Erfahrungen mit dem Modell, aber was macht man, wenn es wirklich gut läuft? Wenn der Punkt gekommen ist, wo man die Kapazitäten ausbauen müsste, aber die Einnahmen das noch nicht ganz hergeben?
Infrastruktur, die skaliert, ist bei kleinem Bedarf nicht billig.
@David: Gut geeignet sind im Moment z.B. Apps. Da nehmen die App Stores viel Logistik ab. Erfolg ist kein Problem, da sich die Rechenlast ja automatisch auf viele Geräte verteilt. Es gibt viele fertige Komponenten, auf die man zurück greifen kann. Was man hier halt auch nicht unterschätzen darf, ist das Marketing. Aber das Problem hat man ja immer.
@Horst
Danke für deine Rückmeldung.
Ich gehe gerne auf – durchaus berechtigte – Kritik. Nur in der Diskussion und Auseinandersetzung kommt man vorwärts.
Mir ist kein Beispiel bekannt, wo ein (ordentlich monetarisiertes – d.h. nicht Werbung oder Freemium) SaaS-Produkt nicht den nötigen Cashflow hatte, um vernünftig skalieren zu können.
Wenn man z.B. auf Heroku aufsetzt, dann ist der erste Webdyno + 10.000 Rows in einer SQL-Datenbank kostenlos. Für etwa 65 Euro / Monat erhalte ich 10 Millionen Rows und 3 WebDynos – damit kann ich schon recht ordentlich Traffic stemmen.
Voraussetzung ist natürlich eine konsequente Monetarisierung. Wenn ich Facebook spielen will, dann klappt das natürlich so nicht – aber dann muss ich mir halt vorher eine ordentliche Finanzierung sichern.
@Christoph: Man könnte z.B. etwas im Medizinbereich machen, wo die Datensicherheit und Datenschutz besondere Anforderungen haben. Dann ist das Hosting einfach nicht ganz so günstig. 😉
Außerdem ist Freemium ein durchaus gutes Modell. Aber eben auch mit einem hohen Anteil nicht-zahlender Kunden. Dafür senkt das die Marketing-Kosten wieder enorm.
@Horst
Ich halte persönlich nichts von Freemium, weil es IMHO ein Glücksspiel ist entsprechend viele Nutzer an Bord zu ziehen, damit die Premiumkunden für den Rest zahlen. Das funktioniert in der Regel nur mit einem entsprechenden Viralitätskoeffizienten – und der ist verdammt schwer hinzubekommen.
Ich bin ein Freund davon, direkt von vorne herein Geld zu verlangen.
Da gehen die Meinungen halt auseinander und es kann beides funktionieren.
Nach meinem Kenntnisstand (bin da nicht unbedingt ein Experte) ist im medizinischen Bereich doch im Wesentlichen darauf zu achten, dass die Daten innerhalb der EU bleiben – neben dem üblichen Speichern der Passwörter im Klartext 🙂
Kennst du dich da gut aus? Wenn ja, dann würde es mich mal brennend interessieren wie aufwändig die Datensicherheit da wirklich ist und worauf man achten muss.
Ansonsten habe ich glücklicherweise einen guten Bekannten, der für eine staatliche Institution offensive Aktivitäten im IT-Bereich ausführt – und sich dementsprechend auskennt.
Viele Grüße und euch allen ein schönes Wochenende
Christoph
@Christoph: Theoretisch ist ja ein Gewichts-Tracker schon eine medizinische App. Eine Pflicht für was auch immer gibt es da nicht unbedingt. Aber ich habe eben meine eigenen Standards, und da ist Hosting in Deutschland schonmal das Minimum. Eben in einem professionellem Rechenzentrum und solche Dinge (Backup, Verfügbarkeit). Ich habe auch das externe Backup in einem deutschen Rechenzentrum. Am besten natürlich ein eigener Server. Dazu noch Kleinigkeiten wie verschlüsselte Übertragung.
Ich hatte diesbezüglich Kontakt mit einer kassenärztlichen Vereinigung. Die haben da Spezialisten, deren Anforderungen schon recht hoch sind. Ich meine, ich bin da auch mittlerweile auf einem guten Stand. Ist aber tatsächlich alles noch sehr im Fluss. Die Quantified Self Bewegung, die alles gleich per Facebook verbreiten sind das andere Extrem.
Mein Ziel ist es übrigens einen Nutzen anzubieten. Am liebsten kostenlos für alle. Da der Betrieb aber Geld kostet, ist das Freemium-Modell gerade richtig. Jeder bekommt kostenlos einen echten Nutzen und wer etwas bezahlt dann noch Extras.