Data Driven Optimization: Wie Du mit Datenanalysen Deine Games verbessern kannst

Kennst Du den Spruch „Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts“?

Viele denken dabei nur an die großen Player wie Google, Facebook und Co. Er betrifft aber auch Dich und mich.

Der Unterschied ist hierbei lediglich, dass meistens nur die großen Unternehmen diesen Schatz auch tatsächlich heben. Und ich meine damit nicht das Verkaufen von Daten, sondern das Nutzen der darin enthaltenen Informationen durch eine gezielte Datenanalyse und das Ableiten der richtigen Schlussfolgerungen.

Dabei ist es heutzutage gar nicht so schwer auch als kleines Unternehmen diese Daten zu analysieren und mit den gewonnenen Informationen das eigene Business noch besser zu machen (auch Data Driven Optimization genannt). Denn die Daten sind meistens schon da, sie müssen nur noch von Dir richtig „betrachtet“ werden – dazu komme ich aber noch später.

Der erste Schritt hierfür ist aber zunächst einmal überhaupt zu wissen was man eigentlich analysieren möchte.

Was sind KPIs?

KPI ist die Abkürzung für Key Performance Indicator und stellt eine Leistungskennzahl dar, die Dir hilft Dein Business zu steuern.

Je nach Branche, Geschäftsmodell und Betrachtungsweise können sich die relevanten KPIs gleichen oder auch unterschiedlich sein. In der Game-Industrie sind z.B. folgende KPIs häufig interessant:

  • Wie viele Spieler haben das Spiel bisher installiert (Number of Installs)?
  • Wie häufig haben diese Spieler das Spiel gespielt (Number of Sessions)?
  • Wie lang hat ein Spiel bzw. eine Spiel-Session gedauert (Session Length)?
  • Haben die Spieler das Spiel mehrfach gespielt (Player Retention)?
  • Wie viel Geld habe ich mit dem Spiel verdient (Revenue)?

Anhand dieser Kennzahlen kannst Du schon eine Menge ableiten, um Deine nächsten Schritte effektiver zu gestalten.

Wie können mir KPIs helfen?

Um den Sinn und Zweck von KPIs zu veranschaulichen, möchte ich Dir ein kleines Beispiel zeigen.

Angenommen Du hast ein neues Game veröffentlicht und es kommen nach kurzer Zeit bereits die ersten Verbesserungsvorschläge von den Usern rein. Was wäre jetzt Dein nächster Schritt? Die neuen Ideen prüfen und umsetzen? Für einen Spieleentwickler würde das nahe liegen, oder?

Vielleicht ist es aber auch vorteilhaft sich erst einmal die oben genannten Kennzahlen näher anzusehen (zur Vereinfachung betrachte ich im folgenden nur zwei davon).

Ist z.B. die „Number of Installs“ gut, der „Player Retention“-Wert aber sehr gering, dann könnte möglicherweise irgendwas den Spielern den Spielspaß rauben. Vielleicht haben Deine User genau diesen Punkt erkannt und das Umsetzen der Vorschläge könnte dem entgegenwirken. Das wäre also zu prüfen.

Ist allerdings die „Number of Installs“ gering und der „Player Retention“-Wert sehr hoch, dann würde ich mir vielleicht eher Gedanken darüber machen wie ich das Spiel zunächst einmal bekannter machen kann bevor ich das Spiel weiter optimiere. Denn Spielspaß bereitet das Game wohl offensichtlich, da ansonsten die User nicht immer wieder das Game spielen würden.

Wie Du an diesem (zugegeben sehr einfachen) Beispiel sehen kannst, können KPIs Dir helfen Deine nächsten Schritte festzulegen. Welche KPIs am Ende aber tatsächlich für Dich wichtig sind und wie häufig Du diese berechnen solltest, kann man so pauschal nicht beantworten. Schließlich musst Du z.B. bei einer eher schleppend anlaufenden App länger auf aussagekräftige Zahlen warten als bei einer Cash Cow wie Candy Crush 😉

Und noch was: KPIs können auch wunderbar als Startpunkt einer tiefergehenden Analyse genutzt werden. Da sie im Grunde nichts anderes als ein komprimiertes Ergebnis Deiner Datenanalyse darstellen, kann man anhand dieser häufig schnell Unregelmäßigkeiten erkennen, deren Ursache man dann in einer weiteren Detailanalyse nachgeht.

Übrigens, wenn Du nur ein Hobby betreibst, sind KPIs vielleicht nicht so wichtig für Dich. Willst Du damit aber Dein Lebensunterhalt verdienen, dann hast Du hier eine gute Möglichkeit Dein Business besser zu steuern.

Wo bekomme ich die Daten her?

Wie ich schon eingangs sagte sind viele der notwendigen Daten bereits schon da, sie werden also schon irgendwo gespeichert. Nur liegen Sie häufig eben nicht an einer Stelle sondern sind auf unterschiedliche Service-Provider und Speicherorte verteilt.

So liegen die Umsätze z.B. bei unterschiedlichen Ad-Networks oder den jeweiligen Stores, wo Du die Apps verkaufst. Und die Informationen zu Sessions und Spielern liegen vielleicht auch schon irgendwo oder Du trackst diese vielleicht bereits schon selber, weil Du z.B. Spielerdaten auf einer Datenbank ablegst oder weil Du einen Highscore generierst.

Manchmal muss man nur noch die eine oder andere Information ergänzen, damit man ein für die Analyse ein komplettes Bild erhält. Nicht selten sind die meisten Daten aber tatsächlich schon irgendwo da.

Die Herausforderung ist nur die Informationen zusammenzuführen, um sie dann auswerten zu können.

Wie analysiere ich die Daten?

Viele Service-Provider bieten mittlerweile für ihre eigenen Dienste recht gute Analysemöglichkeiten an. Allerdings hilft dies nicht, wenn wir eine Gesamtübersicht bekommen wollen. So liegen beispielsweise Daten zu Einnahmen für gewöhnlich bei unterschiedlichen Providern bzw. Stores vor.

Zum Glück bietet deshalb fast jeder Service-Provider mittlerweile Möglichkeiten diese Daten zu exportieren. Auf diese Weise können wir unsere Daten aus den unterschiedlichen Quelle abziehen, um sie dann in einem sogenannten Data-Warehouse wieder zusammen zu führen. Und dort kannst Du die Daten dann mit BI-Werkzeugen auswerten.

  • Ein Data-Warehouse ist eine zentrale Datenbank, um Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen. Da es für diesen Zweck optimiert ist, bietet es spezielle Funktionen, um diese Daten relativ unkompliziert zu importieren.
  • Ein BI-Tool (Business Intelligence) liefert Werkzeuge zum Analysieren und Visualisieren von Daten. Hier berechnest Du z.B. aus den vorher erhobenen Game-Daten Deine KPIs.

Glücklicherweise haben Business Intelligence-Systeme gewöhnlich schon ein integriertes Data-Warehouse, sodass wir uns hier nicht mit mehreren Applikationen beschäftigen müssen.

Das ist auch ein Grund, weshalb nicht nur große Player diese nutzen können, sondern auch kleinere Studios bis hin zu Einzelkämpfern. Denn BI-Systeme benötigen zwar auch etwas Einarbeitung, diese fällt aber gerade für einfachere Auswertungen relativ gering aus. Hinzu kommt, dass es heutzutage neben kostenpflichtigen Programmen auch kostenlose gibt.

Hier gibt es sowohl Open Source-Produkte als auch kostenlose Varianten von proprietären Systemen, wie zum Beispiel Qlik Sense Desktop, in das ich mich zum Beispiel gerade einarbeite.

Tipp: Wenn Du Unity nutzt, kannst Du viele Daten auch über deren Analytics-Services ermitteln. Mit den dort ermittelten Daten kannst Du schon einige Game-Analysen durchführen. Für ein komplettes Bild wirst Du aber meistens nicht drum herum kommen sie zu exportieren, um sie dann in ein BI-System zu laden. Beachte, dass der hierfür notwendige Raw Data Export erst ab Unity Pro verfügbar ist. Wenn Du also nicht die Pro-Version nutzt, solltest Du Dir überlegen, ob Dir die Analytics-Auswertungen reichen oder ob Du die Daten anders ermittelst.

Rechtliche Hinweise zum Umgang mit Daten

Grundsätzlich gilt (nach deutschem Recht), dass Du in den Nutzungsbedingungen Deiner Anwendung darauf hinweisen musst, wenn Du personenbezogene Daten speicherst.

Da ich aber kein Rechtsanwalt bin, möchte ich hier auf keine rechtlichen Details eingehen. Hier solltest Du einen Fachmann fragen. Eine kleine Orientierung in diesem Thema bietet Dir dieses Papier, das vom Düsseldorfer Kreis stammt, einem Gremium der deutschen Datenschutzbehörden.

Ansonsten möchte ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass es in dieser Datenanalyse nicht darum geht einzelne Spieler gläsern zu machen bzw. sie auszuspionieren. Es geht bei der gesamten Betrachtung lediglich darum Spielerdaten (Kundendaten) anonymisiert in der Summe zu betrachten, um allgemeine Aussagen ableiten zu können.

Fazit

Ich hoffe, dass ich Dir zeigen konnte, wie Dir Datenanalysen helfen können etwas mehr über Deine Produkte und Dein Business zu erfahren.

Normalerweise liegen die hierfür notwendigen Daten aber nicht zentral an einer Stelle. Dann solltest Du diese in eine zentrale Anwendung hineinziehen, wo Du diese dann analysieren kannst. Hier eignen sich BI-Systeme (Business Intelligence-Systeme), in denen Du die Daten importieren und anschließend auswerten kannst.

Den Datenschutz darfst Du dabei natürlich nicht aus den Augen lassen.

Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass BI-Systeme nicht nur zur datengetriebenen Optimierung (Data Driven Optimization) von Apps genutzt werden können. Sie sind sehr flexible Werkzeuge und können von Dir überall dort eingesetzt werden, wo Du Informationen aus strukturierten Daten herausziehen möchtest.

Jetzt würde mich aber noch sehr interessieren, ob Du Dich schon mal mit dem Thema Datenanalyse beschäftigt hast und ob Dich das Thema interessiert. Soll ich vielleicht noch mal was zu dem Thema schreiben?

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