Warum die neuen Unity Zertifikate für Dich wichtig werden könnten

Auf der diesjährigen GDC hat Unity Technologies mitgeteilt, dass es ab sofort ein Zertifizierungsprogramm für Unity-Entwickler gibt.

Was es damit auf sich hat und warum dieses für Dich in Zukunft vielleicht sogar interessant sein könnte, möchte ich Dir im folgenden etwas näher erläutern.

Unity Certified Developer Exam

Aber zunächst von Anfang an, worum geht es eigentlich?

Unity Technologies hat ein Zertifizierungsprogramm gestartet, mit dem Du nachweisen kannst, dass Du Dich mit Unity auskennst. Wenn Du den dazugehörigen Test bestehst, erhältst Du das Unity Certified Developer Exam.

Der Test beleuchtet zum einen natürlich Deine Fähigkeiten in Unity, es geht dabei aber auch auf allgemeine Themen der Spieleentwicklung ein.

Insgesamt werden die folgenden 16 Bereiche abgefragt:

  • Animation
  • Asset-Management
  • Audio
  • Editor Interface
  • Employment Preparedness
  • Game Art Principles
  • Game Design Principles
  • Industry Awareness
  • Lighting
  • Materials and Effects
  • Navigation and Pathfinding
  • Physics
  • Programming
  • Project Management
  • Services
  • User Interface

Eine genauere Definition was sich hinter den einzelnen Themen verbirgt, erfährst Du in der verlinkten Auflistung der Exam Objects.

Der Test

Der Test besteht aus 100 Fragen, die Du in 90 Minuten beantworten musst. 70 von den 100 musst Du richtig beantworten, damit Du das Zertifikat erhältst.

Interessant zu wissen ist hierbei, dass sich die Fragen nicht gleichmäßig auf alle oben genannten 16 Wissensbereiche verteilen. Aktuell setzt dieser einen starken Fokus auf die Bereiche Programming, Audio, Materials and Effects sowie Animations. Wenn Du Dich also in diesen Bereichen gut auskennst, ist das schon mal eine gute Voraussetzung 😉

Aber was passiert, wenn Du durchfällst? Das wäre natürlich nicht so gut. Zum einen hast Du nur zwei Versuche pro Jahr, um den Test zu bestehen (also nur eine Wiederholung), zum anderen musst Du für jede Wiederholung eine Gebühr bezahlen, die 50% der Original-Gebühr beträgt.

Wie teuer ist eine Zertifizierung?

Apropos, wie teuer ist das ganze eigentlich: Das ist nicht ganz so einfach zu sagen, da es momentan noch darauf ankommt, wo Du die Zertifizierung durchführen lässt.

Und damit komme ich zu meinem erster großen Kritikpunkt. Denn bisher werden die Zertifizierung bisher nur auf offiziellen Unity-Zertifizierungs-Events durchgeführt. Am 1. Juni 2016 kannst Du Dich z.B. auf der Unite Europe Conference für 230 Euro zertifizieren lassen.

Im April gab es schon mal ein Tages-Event von Unity in Paris. Dort konntest Du Dich für ca. 220 Euro (250 US-Dollar) zertifizieren lassen. Woher diese Preisschwankungen allerdings kommen, kann ich Dir nicht sagen und finde ich auch etwas seltsam.

Für einen Wiederholer bedeutet das also, dass dieser beim zweiten Versuch noch einmal 115 Euro draufzahlen muss. Das ist natürlich nicht gerade wenig. Auf der anderen Seite stellt es auch einen gewissen Druck dar, damit man die Prüfung nicht zu leicht nimmt. Ansonsten würden sicher viele sagen: „Okay, beim ersten Mal schau ich mir das mal an und beim zweiten Mal weiß ich ja, was mich erwartet.“

Was ist für die Zukunft geplant?

Für die Zukunft plant Unity diese Zertifizierungen auch Online durchführen zu können, was ich persönlich für essentiell halte. Denn sorry, ich werde bestimmt nicht quer durch Europa fahren, nur um an einer Zertifizierung teilzunehmen 😉

Weiter plant Unity die Zertifizierungen auch in anderen Sprachen anzubieten. Aktuell ist der Test nämlich nur in Englisch verfügbar.

Außerdem plant Unity Technologies noch zusätzliche Spezialisten-Zertifizierungen anzubieten, mit der Du Dich sich z.B. als Unity-Programmierer oder -Artist qualifizieren kannst.

Wer braucht so ein Zertifikat?

Grundsätzlich geht es bei solchen Zertifikaten ja darum nachzuweisen, dass man sich mit etwas gut auskennt. Dementsprechend richtet sich dieses natürlich vor allem an Berufseinsteiger, da diese keine Berufserfahrungen oder besondere Projekt-Referenzen vorweisen können. Da kann so ein praxisorientiertes Zertifikat natürlich hervorragend als Leistungsnachweis dienen.

Aber auch Quereinsteiger können auf diese Weise ihre praktischen Spieleentwickler-Kenntnisse gut nachweisen. Schlussendlich ist es aber auch für erfahrenere Entwickler natürlich nie verkehrt, bei einem Jobwechsel das eine oder andere Zertifikat vorzeigen zu können.

Auf der anderen Seite sind da aber auch noch die ganzen Unity-Dienstleister. Diese können mit solchen Zertifikaten natürlich ebenfalls Werbung machen. Man braucht sich ja nur die ganzen Software-Häuser anschauen, die mit Ihren „Microsoft-Gold-Partner“-Auszeichnungen werben.

Solltest Du allerdings ein Hobby-Entwickler oder ein klassischer Indie-Entwickler sein, ist das Zertifikat für Dich weniger interessant. Schließlich musst Du dann niemandem zeigen, wie gut Du Dich mit Unity auskennst. Da zählt am Ende nur das Endprodukt, also das Game 🙂

Wann lohnt sich eine Zertifizierung?

Ich muss leider sagen, dass ich aktuell eine Zertifizierung noch nicht wirklich als so lohnenswert erachte. Denn ganz ehrlich, bisher weiß noch kaum jemand, dass es dieses Zertifikat gibt. Entsprechend fordert niemand dieses bzw. kann den Wert einer Zertifizierung wirklich einschätzen.

Ich schließe mich da gar nicht von aus. Denn auch ich kann nicht wirklich sagen in wie fern so ein Zertifikat am Ende auch wirklich was über die Fähigkeiten eines Unity-Entwicklers aussagt. Um das einschätzen zu können, müsste ich erst einmal selber so eine Prüfung machen 😉

Außerdem sind die Hürden für die Zertifizierung viel zu hoch. Damit meine ich nicht mal die Schwere der Fragen sondern lediglich die Seltenheit dieser Zertifizierungsveranstaltungen. Denn selbst wenn ein Arbeitgeber oder Auftraggeber davon weiß, wird dieser nicht voraussetzen, dass ein Bewerber mal eben 1000km fährt, um an einer der wenigen Zertifizierung teilzunehmen.

Sobald es die Online-Zertifizierungsmöglichkeit gibt, wird sich die Bekanntheit dieser Auszeichnung allerdings erhöhen und die Arbeitgeber werden sich damit auseinandersetzen. Je nachdem wie sich dann eine Zertifizierung in der Praxis bewährt, wird diese auch in den Bewerbungen gefordert.

Auf jeden Fall gehe ich stark davon aus, dass Dienstleister relativ schnell auf den Zug aufspringen werden, um mit einer Zertifizierung zu werben. Denn Kunden lesen am Ende nur, dass dieser sich mit Unity auskennt und ein Zertifikat dafür nachweisen kann. Was das tatsächlich bedeutet, kann dieser meistens aber eher selten realistisch einschätzen.

Fazit

Aus meiner Sicht, kann das Zertifikat durchaus eine interessante Sache werden – sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber bzw. Dienstleister.

Richtig spannend wird es aber wohl erst, wenn Unity Technologies es schafft die Zertifizierung auch global anzubieten. Und dann werde ich vielleicht auch mal gucken, ob ich mir das antue 😉

Wie sieht es mit Dir aus? Was hältst Du von der Zertifizierung? Hast Du auch vor eine zu absolvieren oder interessiert Dich das eher nicht? Ich bin auf Deine Antwort gespannt 🙂

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