Copyright-Software beendet Live-Sendung
Mitten während der Live-Übertragung einer Preis-Verleihung (dem Hugo-Award) wird die komplette Sendung aufgrund einer Fehldiagnose einer einzigen Software unwiederuflich abgeschaltet.
Und nicht einmal der Betreiber bekommt das System wieder zum laufen.
Hugo-Award 2012
Der Hugo-Award gilt als einer der wichtigsten Auszeichnungen für Science-Fiction-Autoren.
Als der Award aber jetzt gerade in Chicago während der Worldcon (World Science Fiction Conference) verliehen wurde, kam es zum Supergau: Genau in dem Moment, wo der britische Preisträger Neil Gaiman an das Microfon trat, um seine Dankesrede zu halten, brach der komplette Livestream ab.
Stattdessen sahen alle vor dem Bildschirm nur noch die Meldung „Worldcon banned due to copyright infringement“ (Worldcon wurde wegen Urheberrechtsverletzung gesperrt). Was war geschehen?
Software überwachte Live-Streams
Da der Hugo-Award, wie bereits gesagt, ein sehr wichtiger Preis für den Science-Fiction-Bereich ist, wurde extra eine Live-Übertragung über das Web eingerichtet.
Hierfür nutzten die Veranstalter die Streamingplattform Ustream, die wiederum mit der Firma Vobile zusammenarbeit. Diese Firma entwickelt Software zur Erkennung von Urheberrechtsverletzungen, die auch während der Übertragung eingesetzt wurde.
Und genau diese schlug nun Alarm, weil im Vorwege der Ansprache, wie es sich gehört, Ausschnitte seines Schaffens und der seine Mitnomierten gezeigt wurden. Dass dies natürlich ein Fehlalarm war, ist ja offensichtlich.
Software außer Kontrolle
Denn erstens haben die Rechteinhaber selber das Video-Material zur Verfügung gestellt, und zweitens gibt es in Amerika die sogenannte Fair-Use-Regelung, die ebenfalls diese kleinen Ausschnitte erlaubt hätte.
Aber es reichte ja nun nicht, dass die Übertragung lediglich unterbrochen wurde. Nein, diese Software verhinderte nun auch alle Versuche, die Sendung wieder zum Laufen zu bringen. Selbst der Streamingplattform-Betreiber Ustream konnte die Unterbrechnung nicht aufheben. Damit war die Übertragung dann auch tatsächlich zu Ende.
Dass sich Science-Fiction-Fans darüber mehr als nur etwas erbost zeigten, ist ja wohl selbstverständlich.
Aber ganz ehrlich, wie kann es sein, dass eine Software so einen Einfluss haben kann? Am Ende muss doch zumindest der Betreiber immer noch die Möglichkeit haben, die Software zu übersteuern. Aber so etwas? Ein echter Hammer, wie ich finde.
Da muss man sich doch ganz ehrlich fragen, was sich die Softwareentwickler nur dabei gedacht haben. Vielleicht ist die Antwort aber auch eine ganz andere: Die Software erlaubt zwar dieses, nur der Betreiber konnte mit ihr nicht umgehen.
Wie es auch immer am Ende war, nichtsdestotrotz war die Abschaltung eine Fehlentscheidung der Software, und da war dies definitiv keine Werbung für Vobile wie und auch für die gesamte automatisierte Urheberrechtskontrolle.
Meine Herren, das kann ja gar nicht sein. Soetwas muss doch bei der Entwicklung bedacht werden, vorallem dann, wenn man selber aus den USA kommt und diese Rechtslage kennt.