Virtuelle Welten – Wenn Spieler zu Bürgern und Spieleentwickler zur Regierung werden
Heute hab ich ein interessanten Artikel zum Thema Spieler und Entwickler virtueller Welten gelesen.
In diesem fordert Yannick LeJacq, seines Zeichens Stammautor des Game-Online-Mags Kill Screen so etwas wie Grundrechte für Spieler und vergleicht Entwickler mit einer Regierung.
Spieler gehen auf die Barrikaden
Früher war ein Computerspiel nichts anderes als ein Spiel. Wer es haben wollte, kaufte es sich im Laden (oder besorgte es sich anderweitig) und wem es nicht geviel, der ließ eben die Finger davon.
Ja, das war früher. Mittlerweile sieht es aber anders aus.
Jetzt protestieren Spieler gegen schlechte Grafik (wie im Falle von Diablo 3, wo sogar eine Online-Petition ins Leben gerufen wurde), gegen nicht gefallene Endsequenzen (wie im Fallen von Mass Effect 3) und nun kommt eben auch noch Yannick LeJacq, der Grundrechte für Gamer fordert.
Eigentlich klingt das total aberwitzig. Aber die Begründung von ihm finde ich durchaus spannend.
Spieler und Entwickler
Entwickler und Publisher von Games wie World of Warcraft sehen die Spieler einfach nur als Kunden und Konsumenten. Die Spieler selber sehen sich aber als ein Teil dieser virtuellen Welten. Sie sehen sich quasie als Bürger einer imaginären Welt.
Unter anderem begründet er dies damit, dass solche virtuellen Welten nicht nur Aufenthaltsräume für die Spieler sind sondern sich mittlerweile zu echten Wirtschaftsräumen hinentwickelt haben, wo mit virtuellen Gütern und Dienstleistungen echtes Geld verdient wird.
Die Softwareentwickler und Programmierer widerum können diese imaginären Räume beeinflussen und ändern wie sie möchten. Deswegen vergleicht Yannick die Entwickler auch mit einer Regierung eines Staates, die ja einen ähnlichen Einfluss haben.
Um dies zu unterstreichen verweißt er zum einen auf das kostenlose Online-Game DarkOrbit, wo es 1000 Euro teure Items zu kaufen gibt (die auch gekauft werden) und auf Blizzard, die für ihr Game Diablo 3 extra Auktionshäuser entwickelt haben, wo außschließlich nur dort gesammelte Gegenstände aus dem Spiel getauscht und verkauft werden können.
Spieler haben keinen Einfluss auf solche Infrastrukturen, weshalb Yannick LeJacq auch die Betreiber auffordert, sich dieser Verantwortung bewusst zu sein, wie es ein Staat auch sein muss.
Und so kommt er dann auch auf den Schluss, dass die Spieler solcher virtuellen Welten, wo es richtige Wirtschaftskreisläufe gibt, auch ein gewisses Mitspracherecht bräuchten.
Mitsprache regeln
Auch wenn ich mich als Entwickler natürlich dagegen wehren möchte, dass meine Spieler ein Mitspracherecht bei meiner eigenen Entwicklung haben. Trotzdem kann ich seine Ansicht gut nachvollziehen. Schließlich geht es ja nicht nur für mich als Entwickler um Geld sondern auch bei den In-Game-Händlern.
Und das sollten wir Entwickler bei unseren Planungen und Weiterentwicklungen immer mitberücksichtigen, was ich persönlich sowieso für selbstverständlich halte.
Auch wenn ich nicht der Meinung bin, dass es hier keines Gesetzes bedarf, denke ich schon, gerade was die zukünftige Entwicklung angeht, auf jeden Fall Regeln wichtig sind. Ansonsten könnten Spieleanbieter von heut auf morgen einfach alles Geld einfrieren und das wars.
Hier könnte ich mir einen allgemeinen Kodex vorstellen, der soetwas regelt, und dem sich Spieleanbieter und Entwickler solcher Spiele anschließen. Was denkt ihr darüber?
Ich hab mich auch schon öfters über die Spielehersteller geärgert. Aber ich bin nie auf die Idee gekommen mir ein Recht auf Mitbestimmung bei diesen Games zu erzwingen, wie bei dieser Diablo 3 Petition. Müssen sie ja nicht spielen, wenn es nicht gefälllt 😉
Wenn aber richtig Geld in dem Spiel gemacht wird, kann ich das schon verstehen, dass einige den Herstellern nicht einfach so ausgeliefert sein wollen.
Danke Karsten, für den fantastischen Beitrag 🙂
(auch wenn ich „gefiel“ mit ‚f‘ schreiben würde xD)
my 2 cents:
Also meiner Meinung nach hat (vor allem) die Spieleentwicklung eine rießige Entwicklung durchgemacht die letzten paar Jahre!
Vom Fachhänder, der Disketten in Pappkartons verkauft hat,
bis zum heute (ansich standard) komplett digitalen Vertrieb.
Leider haben viele Entwickler diesen Schritt noch nicht so richtig realisiert,
will meinen aus großer Kraft entspringt große Verantwortung! (oder so xD)
Die Absatz- und Umsatzzahlen, welche heutige (große) Spielehersteller erreichen sind immens, beinahe jeder hat Internetzugang und kann sich über Spiele vorab informieren (Youtube lets plays, einschlägige Foren, offizielle webseiten), die „social media“ als Plattform hat ungemein an Bedeutung gewonnen.
Gefällt heutzutag einigen Leuten ein Spiel (ein Ende um auf ME3 einzugehen) wird es nicht bloß einfach nicht mehr gekauft… es werden Massen aufgehetzt, Petitionen erstellt und unterzeichnet und ein Ball ins Rollen gebracht.
Und das kann dem Unternehmen natürlich schaden!
(in meinen Augen sogar mehr als „professionelle Kritiken“ von Fachzeitschriften [man siehe z.B. Duke Nukem forever])
Auf der anderen Seite haben sich Indie developer oder Plattformen wie Kickstarter etabliert, die nach folgenden Prinzipien arbeiten: Entweder „ich mache ein Spiel, das ich immer schon so machen wollte… wenn es dir gefällt, kauf es“ oder „wir machen das Spiel, das DU möchtest… wenn wir das richtig machen, unterstütze uns“
Worauf ich hinaus will ist, die Spieler haben realisiert, dass sie die Möglichkeit haben zu Protesten und wollen nicht länger lediglich Erhalter einer „cash cow“ sein… und das funktioniert ^^
Und darum denke ich, sollten Spieleentwickler auf Kundenwünsche /-anforderungen auch eingehen können… nicht um deren Willen… sondern um Ihren 😉