Preisanalyse – Was beim Verkauf eigener Apps / Assets übrig bleibt
Wer ein Produkt entwickelt, der überlegt sich früher oder später auch was es kosten soll. Bei Apps und anderen digitalen Produkten ist es natürlich genauso.
Als es ich vor einigen Wochen das erste Mal eine Auszahlung vom Asset Store erhalten hab, war ich dann aber doch über einige Abzüge erstaunt.
Preise kalkulieren
Ein Vorteil bei der Enwicklung von Apps, Assets und digitalen Produkten ist natürlich, dass es keine wirklichen Produktionskosten gibt, die pro Artikel anfallen. Hier ist es vorallem die Entwicklung, die die meisten Kosten verursacht. Aber auch laufende Kosten für z.B. Supportleistungen, sind gerade bei der Entwicklungs von Assets sehr typisch.
In der Praxis wird bei Apps und vielen anderen digitalen Produkten aber nicht wirklich eine echte Preiskalkulation vorgenommen. Viel mehr wird geschaut, was die Mitbewerber nehmen, und daran wird sich orientiert.
Aber wenn man nun sieht, dass ein Mitbewerberprodukt beispielsweise 10 US-Dollar kostet, dann ist es mit Nichten so, dass der Hersteller genau diesen Betrag auch erhält.
Preisanalyse
Im folgenden will ich mir deshalb mal anschauen, wieviel von einem 10 US-Dollar teuren Produkt im Endeffekt auf dem Konto des Entwicklers ankommt. Als Beispielshop nehme ich mal den Unity Asset Store.
Bruttopreise
Je nach Shop können die Verkaufspreise nämlich Bruttopreise sein. Das heißt, dass hier erst einmal die Mehrwertsteuer abgeht. Bei Unity sind dies beispielsweise 25 % Umsatzsteuer, da sie Ihren Hauptsitz in Dänemark haben.
Bei Shops in Amerika sind dies weniger. Wie hoch genau, könnt Ihr der folgenden Übersicht entnehmen: Umsatzsteuersätze in den USA.
Betrachten wir aber unsere 10 US-Dollar aus dem Asset Store, so bleiben hiervon noch 8,00 US-Dollar für uns übrig.
Shop-Betreiber-Anteil
Vom Netto-Preis muss nun der Anteil abgezogen werden, den der Online-Shop für sich einbehält. Bei den meisten App-Stores sind dies 30 Prozent des Netto-Preises. Für unser Beispiel bedeutet dies noch einmal 2,40 US-Dollar weniger.
Soweit so gut, jetzt sind wir bei dem Betrag angelangt, der uns eigentlich zusteht: 5,60 US-Dollar.
Überweisungskosten
Allerdings bleibt es nicht dabei, denn das Geld muss jetzt noch überwiesen werden.
Hier gibt es die Möglichkeit (je nach Shop-Anbieter) den Betrag entweder per Check oder per PayPal zu erhalten. Nur selten gibt es die Möglichkeit das Geld auch kostenlos per Überweisung zu erhalten. Ich hatte ja bereits schon einmal einen Artikel darüber geschrieben, wann PayPal Sinn macht und wann nicht.
In unserem Beispiel nehmen wir nun PayPal. Da wir einen Nicht-Euro-Betrag erhalten, müssen wir 3,9 Prozent an PayPal zahlen, was schließlich 0,22 US-Dollar sind.
Finanzamt und andere
Es bleiben uns also von den 10 US-Dollar gerade mal 5,38 US-Dollar. Aber Achtung: Wir sprechen hier von US-Dollar. In Euro sind dies je nach Umrechnungskurs gerade mal 3,89 Euro (Stand 19.10.2011).
Von den 3,89 Euro müssen nun noch die üblichen Abgaben an das Finanzamt und die Versicherungen abgeführt werden. Der Rest ist dann unser;)
Produktpreise festlegen
In den meisten Online-Stores könnt Ihr als Produkthersteller die Preise für Eure Produkte (z.B. Apps oder Assets) selber festlegen.
Nach meiner Erfahrung sind die dort hinterlegten Preise meistens die Nettopreise inklusive des Anteils für den Shop.
Zusammenfassung
Je nach Shop können die Preisaufschläge und Abzüge anders aussehen als mein obiges Beispiel. Aber auf jeden Fall muss bei der Preisfestlegung genau hingeschaut werden, welche Beträge nachträglich abgezogen und welche auf den von Euch angegebenen Preis noch aufgeschlagen werden. Dies betrifft vorallem:
- Umsatzsteuer (Dänemark 25 %)
- Shop-Anteil (häufig 30 %)
- Überweisungskosten ( z.B. 3.9% bei PayPal von US-Dollar-Überweisung)
- Abgaben für Finanzamt und Versicherungen…
Auch wenn die Umrechung von US-Dollar in Euro nicht erwähnt werden muss, ist es doch wichtig dies immer im Hinterkopf zu behalten. Schließlich ist es doch ein großer Unterschied, ob man ein Betrag in US-Dollar ließt oder ihn in Euro umrechnet.
Update für Unity-Entwickler
Unity Technologies hat mit Paypal ein Abkommen getroffen, wonach nun von dem erwirtschafteten Geld keine Paypal Gebühren mehr von den Entwicklern abgeben werden müssen. Diesen Anteil können Asset Store Entwickler also zukünftig ignorieren.
Ja, da geht das liebe Geld hin.
Hat auch etwas Gutes! Denn wenn nur wenig übrig bleibt, bekommt auch das Finanzamt nur wenig! 😀
Was du auch noch erwähnen solltes ist die Tatsache, dass ein zu hoch angesetzter Preis nicht immer zu mehr Einnahmen führt. Auch wenn bei deiner Kalkulation ein hoher Preis raus kommen müsste. Besser über die Masse das Geld machen als nur wenig zu verkaufen.
Hallo Andreas,
du hast natürlich völlig recht. Ein gutes Beispiel hierfür finde ich immer noch die Deutsch Bahn mit ihrer Preispolitik 😉
Allerdings wollte ich jetzt mit diesem Artikel nicht sagen, dass man möglichst viel Geld für seine Produkte nehmen sollte. Wichtig ist nur zu wissen was noch alles abgeht, damit am Ende nicht die große Überraschung kommt 🙂
Carsten
Hallo Andreas, hallo Carsten
eigentlich wollte ich ja nichts dazu schreiben, aber von Kalkulation scheint ihr nicht viel zu verstehen.
Ich fasse mich mal ganz kurz 😉
Wenn du einen Preis kalkuliert hast, kommt es nicht darauf an wie hoch der ist, denn er sollte das wiederspiegeln was eine Entwicklung kostet incl. der Nebenkosten(die nicht unerheblich sind und die reinen Entwicklungskosten auch überschreiten können). Natürlich prüft man dabei unter vielem anderen auch den möglichen Markt, macht also eine Marktanalyse. Unter vielem Anderen wird dabei auch das mögliche Absatzvolumen ermittelt um die gesamten Entwicklungskosten auf das mögliche Abstatzvolumen umzulegen. Letztendlich werden ca. 7 bis 15% (marktübliche Zinsen bei einer Geldanlage entstehen würden) auf die ermittelten Kosten drauf gerechnet, denn die ermittelten Kosten stellen eine Investition dar… und wenn dieser Preis nicht realisierbar ist, dann solltest du solche Entwicklungen erst gar nicht beginnen ;-), da du deine Zeit und somit dein Geld mit Sicherheit woanders Gewinnbringender einsetzen kannst.
Das ist nun ziemlich knapp ausgedrückt…
Übrigens… zu Überraschungen kommt es bei einer seriösen und vor allem qualifizierten Kalkulation nicht ;-).
Carl-Christian
Hallo Carl-Christian,
vielen Dank für Deine Erläuterungen. Das ist natürlich absolut richtig was Du schreibst. Aber soweit geht es hier gar nicht.
Es ging in dem Artikel nicht um eine korrekte Kalkulation sondern um die Aufschlüsselung, wieviel Geld im Endeffekt überhaupt beim Entwickler ankommt.
Darauf basierend kann man dann Deine Betrachtungen machen.
Gruß Carsten
Hallo Carsten,
das stimmt, in Gedanken war ich auch noch bei einem deiner anderen Postings *grins*…
Übrigens kommt bei einem Entwickler genau das Geld an das er haben möchte.. oder soll ich sagen… verdient… du ahnst sicherlich wie ich das meine. 😉
Gruß aus München, wo man ganz anders kalkulieren muss *smile*
Carl
Hallo Valentin, da hast Du absolut recht. Ich hab mal die Zahlen korrigiert, danke!