Projektplattform für IT-Selbständige unter die Lupe genommen
Vor kurzem hatte ich mal auf eine Promoaktion der Projektplattform Twago hingewiesen.
Nun hab ich mir das Portal mal ein bisschen genauer angeschaut und meine Eindrücke hier zusammen gefasst.
Kundenaquise für IT’ler
Zu den leidigsten Themen einer Selbständigkeit gehört auf jedenfall das Aquirieren von Kunden. Als Softwareentwickler gehöre ich jedenfalls nicht unbedingt zu der Berufsgruppe, die gerne von Haus zu Haus rennt, um dort Klinken zu putzen.
Gut, dass es mitllerweile auch hier Online-Portale gibt, die Projekte speziell für den IT-Bereich vermitteln. Twago ist ein solches Portal und beschreibt sich selber als „Europas führende Projektplattform für Unternehmen und Freelancer“. Ein Grund sich die Plattform mal genauer anzuschauen.
Das Unternehmen ist eine Vermittlungsplattform, auf der (wie üblich) Kunden ihre Projekte kostenlos online stellen können.
Die Bezahlung erfolgt dabei auf der anderen Seite, auf der des Service-Anbieters. Allerdings fährt Twago hier einen Ansatz, der mir gut gefällt. Denn anstatt hier hohe Mitgliedsbeiträge zu verlangen oder hohe Vermittlungsprovision für sich zu beanspruchen, macht das Portal einen Mix aus beiden.
Dabei gibt unterschiedliche Mitgliedschaften, die von kostenlos bis zu 125 Euro/Monat reichen. Abhängig davon sind widerum die Provisionen in Form einer Servicegebühr gestaffelt. Bei der kostenlosen Beginner-Mitgliedschift werden z.B. 7% des Umsatzes fällig, bei der VIP-Mitgliedschaft fällt diese gänzlich weg.
So sind die Preise bei einem Einstieg nicht hoch, bei einem erfolgreichen Nutzen der Plattform aber auch nicht.
Hauptberufliche und für Nebenberufler
Natürlich sind die Projekte (3300 insgesamt), bei denen man sich selbst anbieten darf, auch je nach Mitgliedschaft gestaffelt, aber das ist erstmal nebensächlich.
Denn wenn z.B. Nebenberufliche die kostenlose Mitgliedschaft nutzen, dann haben diese ein maximales Projektvolumen von 1500 Euro. Bei diesen Projekten dürfen sie sich anbieten. Und um nebenberuflich einen Wert von 1500 Euro zu erarbeiten halte ich schon für recht sportlich.
Dazu muss ich aber auch sagen, dass es hier natürlich den Nachteil gibt, dass man sich bei der kostenlosen Variante nur bei 2 eingestellen Projekten bewerben darf.
Sollen es mehr sein, muss man dann doch zum Portemonaie greifen und 10 Euro für die Medium-Mitgliedschaft zahlen. Dafür sind dann aber auch schon 7 Bewerbungen inklusive und ein Projektvolumen von 3000 Euro erlaubt. Soviele passende Projekte muss man dann auch erst einmal finden.
Aufbau und Gestaltung
Wenn Ihr Euch dort anmeldet, dann werdet Ihr in 6 sechs Hauptkategorien eingeteilt, damit Auftraggeber Euch schneller finden können. Dies sind:
- Programmierer
- Designer
- Übersetzer
- Texter
- Marketing-Experten
Was mir besonders gut gefällt sind die Keywords, mit denen Ihr Euch zusätzlich zu dem Fließtext beschreiben könnt. Wenn ein Kunde z.B einen PHP-Programmierer sucht, kann er Euch bzw. andere PHP-Entwickler kinderleicht finden. Letzteres darf man nämlich auch nicht unterschätzen. Schließlich sind 114.000 Spezialisten registriert, die sich aber glücklicherweise auf Europa verteilen.
Auch allgemein, muss ich sagen, ist die Website aus meinen Augen gut gelungen. Sie ist übersichtlich gestaltet und eine ausführliche „Hilfe & FAQ“-Seite erklärt im Grunde eigentlich alles Wissenswertes.
Fazit
Insgesamt mach Twago einen guten und vorallem seriösen Eindruck. Ein Treuhänder-Service zum Verwalten der Projektgelder runden diesen professionellen Eindruck noch einmal ab. Für IT-Selbständige auf jedenfall mal ein Blick wert.
Hier geht es zu Twago.
Was haltet Ihr von solchen Projektseiten? Habt Ihr vielleicht sogar Erfahrung mit Twago?
Auf den Beitrag in diesem Blog hin habe ich mir mittels Gutschein mal spaßeshalber einen Account zugelegt (das Aquiseproblem kenne ich ja auch). Auf den ersten Blick hat mich allerdings auch diese Vermittlungsplattform nicht überzeugt.
– die Suchfunktion ist, trotz der Möglichkeit der Stichwortsuche, stark verbesserungswürdig. Vor allem eine regionale Suche (PLZ +Umkreis) wäre wünschenswert. Zwar ist es bei Software prinzipiell egal, wie weit der „Transportweg“ ist, aber für Absprachen geht immer noch nichts über den persönlichen Kontakt. Und eine Reise über hunderte von Kilometern ist aus einem weiteren Grund keine Option:
– das Budget der Projekte ist meist seeehr überschaubar, also im zwei- bis dreistelligen Bereich. Rechnet man den Aquiseaufwand für einen solchen Miniauftrag mit ein, kommt man auch als Softwareentwickler schnell auf sehr überschaubare Stundenlöhne.
– Überhaupt haben sowohl Auftraggeber als auch angemeldete „Spezialisten“ mitunter sehr drollige Vorstellungen, was die Bezahlung angeht. Nicht nur, daß Projekte wie „Wir suchen jemanden, der uns ein komplettes Spiel für den AppStore für 600-900 Euro bastelt“ – es finden sich auch noch Trottel, die sich auf dieses Angebot melden. Seriöse Entwickler sind die gear&$§%ten, weil sie unterboten werden. Dumpingentwickler merken schnell, daß sie sich übernommen haben. Projektanbieter ohne Fachkenntnis sind gefrustet, weil sie ihr Produkt nicht bekommen.
Meiner Meinung nach ist es daher müßig, sich auf solchen Plattformen neue Aufträge zu suchen. Allerdings lasse ich mich gern eines Besseren belehren, vielleicht suche ich ja nur nach den falschen Projekten.
Hallo Curaitis,
vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht. _Schön, dass der Gutschein anklang gefunden hat.
Leider hört man von solchen Projekten wie auch Dienstleistern immer wieder. Erst vor kurzem hab ich im Internet von einem Spiele-Programmierer gelesen, der Festpreise anbietet! Und die waren alles andere als überteuert.
Da frag ich mich, wie man für etwas Festpreise nehmen kann, wo man gar nicht weiß, wie lange man am Programmieren ist. Das machen andere Berufsgruppen ja auch nicht. Aber sowas gibt es leider immer wieder.
Ich kann mir nur vorstellen, dass vorallem Schüler und Studenten und evtl. Nebenberufler auf soetwas eingehen. Ansonsten wäre das finanzieller Selbstmord.
Hattest Du Dich denn haupsächlich auf App-Entwickler-Projekte beworben oder auch auf andere?
Ich hatte mir interessehalber mal alles angesehen, was ich vom Aufwand her einschätzen kann, von irgendwelchen Website-Geschichten bis hin zu PHP- oder C#-Entwicklung (mit letzterem habe ich momentan ohnehin häufiger zu tun – und für Unity3D ist es auch nicht weg).
Ja die Aquise ist wirklich nervig und gehört auch für mich zum unangenehmen Teil der Selbstständigkeit. Auf deinen Blogeintrag hin habe ich mir bei Twago die Angebotenen Projekte angeschaut. Das Zahlungsmodel mit Twago ist ok, aber die Preise sind größten Teils Dumping. So eine Platform würde ich nur im absoluten Notfall verwenden! Ich wünsche mir ein Portal wo einfach nach Stundenlohn abgerechnet wird. Der Stundenlohn darf aber nicht eine festgelegte Grenze unterschreiten. Erst ab größeren Projekten wo mehr Stunden anfallen, wird die Grenze nach unten gesetzt. Alles andere ist Dumping und das gilt es zu verhindern damit beide Seiten langfristig profitieren.
Hallo cortex, Dumping sollte unbedingt verhindert werden, da geb ich Dir absolut Recht. Und Erfahrene können sicher bessere Preise erzielen.
Aber wenn man ein Auftragsloch hat (was vorallem gerade bei Einsteigern häufiger vorkommt) kann es doch auf jeden Fall interessant sein mal reinzuschauen. Und dafür finde ich die Preise auch völlig okay.
Wenn ich überlege, was ich früher unterwegs war um Klinken zu putzen, da hätte ich mich über so ein Portal wirklich gefreut.
Alleine die Aquisekosten wie Arbeitszeit, Fahrtkosten usw. die ich dann eingespart hätte…
Und wo ich gerade bei Einsteigern bin: Diese können so vorzeigebare Projekte sammeln, die sie dann später bei „richtigen“ Kunden gut vorweisen können. Das ist ein Punkt, der nicht zu unterschätzen ist.
Natürlich sollte man bei einem Auftrag nicht dazu zahlen, das ist klar. Aber ich denke, dass so etwas für Einsteiger und für welche, die Auftragslöcher haben, durchaus interessant sein kann.