Bereits abgelaufen: Verfallsdatum für Web-Inhalte
Es gibt Erfindungen, die sind bereits schon für den Mülleimer, bevor sie fertig sind. So zum Beispiel ist mit der neuen X-Pire Software.
Mit dieser soll es möglich sein Internetinhalten wie Fotos ein Verfallsdatum zu geben.
Verfallsdatum erreicht: X-Pire
X-Pire ist ein von Michael Backes (Universität Saarbrücken) entwickeltes Programm, welches Daten, wie z.B. Fotos, verschlüsselt. Zum Entschlüsseln benötigt der Browser des Web-Surfers einen Schlüsselcode, den er von einem Keyserver anfordert.
Ist der Schlüssel aktiv, so kann man sich das Bild ohne Aufwand einfach anschauen, vorausgesetzt Ihr benutzt Firefox. Denn nur dieser unterstützt zur Zeit das Verfahren. Ist der Key nun aber abgelaufen, erscheint nur eine Hinweismeldung, dass das Bild abgelaufen sei.
Theorie und Praxis
In der Theorie hört sich das ja ganz schön an, aber das erste Problem ist hier schon genannt worden. Bisher wird nämlich nur Firefox unterstützt. Alle anderen Besucher die mit Chrome, Safari oder den Internet Explorer unterwegs sind, können sich das Bild überhaupt nicht anschauen.
Außerdem kann man dann das Bild trotzdem noch kopieren und woanders hochladen. Und diese Kopie hat dann nicht diesen Schutz.
Zum Überfluss soll X-Pire dann auch noch Geld kosten. Um die ca. 10 Euro soll wohl das Verschlüsseln von 20 bis 30 Dateien kosten. Eine Flatrate würde auch 10 je Monat kosten.
Wer bezahlt denn bitte für so eine Verschlüsselung soviel Geld, wenn dann nicht einmal gewährleistet ist, dass sich auch jeder diese Bilder dann auch anschauen kann?
Zudem muss man mal überlegen um welche Inhalte es sich eigentlich handelt! Eigentlich geht es doch um Inhalte, bei denen man weiß, dass man sie nicht allzu lange online stehen haben möchte, da sie einem irgendwann peinlich sein könnten.
Fazit
Wenn mir heute bewusst ist, dass mir ein Bild morgen unangenehm sein könnte, dann setze ich das doch erst gar nicht online. Dann brauch ich mir keine Gedanken darüber machen wie lange bzw. wie kurz ich es online stehen lasse. Und zudem spar ich mir das Geld für das Tool.
Aber vielleicht ist das ja auch der Sinn dieses Programm – einfach mal über das Online-Stellen nachdenken und nicht einfach alles hochladen was geht. Nur sollte das Programm dann auch bitte kostenlos sein. Denn so wird es sicher nicht die Zielklientel erreichen.
Was denkt Ihr? Gibt es eine Zukunft für dieses oder ein ähnliches Tool? Oder ist das Ganze nur vergebene Liebesmühe?
Man sollte das nicht zu eng sehen. Eine Neuentwicklung braucht Zeit und so ist es klar, dass sie nicht von Anfang an in jeder Hinsicht unterstützung findet. Würde der Herr Beispielsweise einige große Stockphoto Webseiten finden die seinen Dienst nutzen und Fotos für verschiedene Redaktion u.ä. bereit stellen, sähe es anders aus. Dann kann ein Fotograf seine Bilder zur Miete für eine Onlinekampange anbieten und muss sich keine Gedanken machen ob sie danach nicht noch für andere Zwecke benutzt werden. Gleiches gilt für PDFs. Warum den aktuellen Spiegel nicht mieten statt kaufen. Wenn das Preismodell ansprechend ist wäre dies auch interessant. Letztendlich entscheidet der Markt was erfolgreich ist und was nicht.
Dass es Einsatzgebiete für so ein ähnliches Produkt gibt, bezweifel ich ja nicht. Aber die vorliegende Umsetzung hat meiner Meinung nach keine Zukunft.
Die Idee mit dem Zeitschriften-Abo z.B. ist interessant. Auch wenn ich noch nicht ganz den Vorteil für den Verlag sehe, kann ich mir durchaus vorstellen, dass man da irgendwann komplett auf die zeitlich begrenzte PDF-Version umsteigt. Aber auch hier musst Du bei der jetztigen Version wegen des Keys beim Lesen immer mit dem Internet verbunden sein.
Aber warum sollte man Bilder in einen Web-Artikel einbinden, die (im Gegensatz zum Text) zeitlich eingeschränkt sind? Gerade alte Artikel sind die, die am meisten gelesen werden. Das macht auf Besucher keinen guten Eindruck, wenn überall nur schwarze Felder statt der Bilder zu sehen sind.
Für gefährlich halte ich vor allem, dass eine Sicherheit suggeriert wird, die einfach technisch nicht erreicht werden kann. Dass dies durch einen Professor geschieht, ist umso problematischer; nach einem Bericht von heise online scheint das Thema ja schon irgendwie durch das Verbraucherschutzministerium zu geistern. Man muss sich einfach im Klaren sein: selbst wenn eine Datei mit dem Verfahren verschlüsselt wird, garantiert das nicht, dass die Datei nicht auch nach Ablauf immer noch unverschlüsselt durch das Netz geistert. (Ich habe keinen Beleg zur Hand, also bitte ignorieren wenn ich falsch liege: Nach meinen Informationen wird ja nicht mal die Datei an sich nach dem Ablauf der Frist vom Netz genommen sondern nur der Schlüssel nicht mehr geliefert. Das schreit ja förmlich danach einen alternativen Schlüsselserver irgendwo im Ausland aufzustellen). Nun könnte man das Kopieren dieser Verschlüsselten Dateien oder der Schlüssel ja per Gesetz verbieten, aber man will dieses Verfahren ja einführen, WEIL man anscheinend (wahrscheinlich leider zu Recht) keine ausreichende rechtliche Handhabe sieht. Damit dreht man sich im Kreis. Das Grundproblem dürfte eher die „Awareness“ der Bevölkerung für die Problematik sein, die Technik kann allenfalls Hilfestellung leisten.
Da hast Du absolut Recht, Michael. Und nicht nur, dass man einen alternativen Key-Server aufbauen könnte – was ist, wenn der echte Server ausfällt? Dann sind plötzlich alle Bilder, die das System nutzen, nicht mehr brauchbar…