Voodoo und ASP.NET MVC in der Webentwicklung – Interview mit Microsoft MVP Robert Mühsig

Im heutigen Interview plaudert der Microsoft MVP Robert Mühsig ein bisschen aus dem Nähkästchen. So erfahren wir etwas über Voodoo in Webseiten, warum gerade PHP-Entwickler ihre Freude am ASP.NET MVC Framework haben dürften und auch was Beer-Driven-Development mit einem Social-Network zu tun hat.

Robert hat sich hier als sympatischer Interviewpartner geoutet hat. Ich wünsch Euch viel Spaß beim Lesen!

1. Hallo Robert, stell Dich doch bitte einmal meinen Lesern vor! Vielleicht kannst Du dann auch gleich mal kurz Deinen bisherigen Werdegang erläutern.

Hallo Carsten, mein Werdegang ist bisher eigentlich sehr linear verlaufen und hat noch keine allzu großen Wendungen gemacht. Ich bin momentan 21 Jahre alt, wohne in Dresden und arbeite dort für die T-Systems Multimedia Solutions GmbH (ich kürze dies nun mit MMS ab). Nach meinem Realschulabschluss habe ich eine Lehre als Fachinformatiker bei der Deutschen Telekom AG angefangen. Die Lehre bei der Telekom war sehr gut durchdacht, sodass man sich voll entfalten konnte und nicht nur stupide „Azubitätigkeiten“ machte. Mein „Praxiseinsatzort“ war die MMS und dort bin ich glücklicherweise auch übernommen wurden und bin seitdem als Entwickler dort tätig.

2. Dein Steckenpferd ist ASP.NET. Wie kam es dazu?

Während der Lehre hatte ich an einer ERP Software mitentwickelt, welche mit PHP und MySQL umgesetzt und ausschließlich von Azubis programmiert wurde. Natürlich wurden bei diesem Projekt Fehler begannen, aber dabei konnte ich sehr viel lernen, vor allem was Software-Architekturen betrifft. Nach diesem Projekt bin ich dann zur Microsoft-Abteilung der MMS gekommen und habe mich dort langsam in ASP.NET eingearbeitet.

3. Wie ich Deinem Blog code-inside.de entnehme arbeitest Du gerne mit dem MVC-Framework. Berichte doch mal von Deinen Erfahrungen!

In der Zeit, in der ich mich in ASP.NET eingearbeitet habe, kam mir manches sehr kompliziert vor. Ich habe Blogposts über den Page-Lifecylce gelesen und wie man die Controls dazu bringt „schönes“ Markup zu produzieren, aber so richtig toll fand ich den WebForms Ansatz nie. Vor allem durch mein PHP Background wusste ich, dass man eine schlanke Webseite auch ohne viel Voodoo erstellen konnte.

Als ich dann von ASP.NET MVC gehört habe, war ich natürlich begeistert. Dieser Ansatz kam meiner alten PHP Arbeits- und Denkweise wesentlich näher. Die „Einfachheit“ von PHP in Sachen Templating und die Eleganz im Backend mit .NET – bisher hatte ich noch keinen Grund gehabt wieder auf WebForms umzuschwenken.

4. Leser Deines Blogs merken schnell, dass Du neben ASP.NET noch viel mehr machst. Kommst Du mit diesen ganzen Themen während der Arbeit in Kontakt?

Viele Themen die ich auf meinem Blog anreiße sind Themen die mir auch auf Arbeit begegnet sind, seien es konkrete Problemstellungen oder Ideen von Kollegen. Manche Sachen sind aber auch pure Just-For-Fun Sachen, welche aber manchmal wiederrum Inspirationen für die Arbeit liefern.

5. Ein Frage zu noch Deinem Impressum: Warum stehen da eigentlich zwei Personen? So lange ich Deinen Blog kenne hab ich jedenfalls noch nie von jemand anderem einen Artikel gelesen. Oder täuscht mein Eindruck?

Oliver Guhr ist mein Kollege und sehr guter Kumpel. Wer ganz aufmerksam das Impressum ließt wird sogar feststellen, dass wir in einer WG leben. Ich habe mit ihm zusammen bei der Telekom gelernt und wir beide sind eigentlich auch recht programmier begeistert. Es gibt eine Handvoll Artikel die er auf den Blog verfasst hat, allerdings liegt ihm das Schreiben dann doch nicht so 😉
Viele von meinen Blogartikeln sind aber durch Problemstellungen die er z.B. hatte oder durch Diskussionen mit ihm entstanden.

6. Ein großes Projekt von Dir, das Du auch häufig auf Deiner Seite erwähnst, ist DieSachsen.de. Worum geht es da und was ist Dein Part gewesen?

DieSachsen.de ist ein Hobbyprojekt von einigen Kollegen und mir. Es geht darum eine zentrale und regionale Plattform zu bieten – in unserem Fall „Sachsen“. Da das ganze ein Hobbyprojekt ist, geht es natürlich eher gemütlich voran. Allerdings können wir an diesem Projekt viele eigene Ideen umsetzen und einfach mal rumexperimentieren.

Projektleiter ist Thomas Wolf. Er hat die ursprüngliche Idee gehabt und bringt auch neue Ideen immer wieder ein. Ken Kosmowski und ich sind die hauptsächlichen Architekten und Entwickler. Auf unserer Teamseite sind alle Beteiligten aufgezählt: http://www.diesachsen.de/Home/Team

7. Das Koordinieren eines solchen Projektes ist sicherlich nicht ganz einfach, schon gar nicht wenn es ein Privatprojekt ist. Wie seid Ihr daran gegangen?

Wir sehen das gesamte Projekt als Hobby und natürlich macht es auch Spaß daran zu arbeiten und vor allem in diesem Team zusammenzuarbeiten. Seit ca. einem Jahr treffen wir uns ca. 1 bis 2 mal wöchentlich um zusammen weiterzuarbeiten. Während der Programmierung wurde auch das ein oder andere Bier vernichtet – Beer-Driven-Development quasi. Sowas kann man natürlich nur in einem Privatprojekt machen 😉 Aber es macht Freude eigene Ideen umzusetzen und durch den Mix aus Ideen-Spinnen, tolles Team und einfach mal „rumbasteln“ macht es unheimlich Spaß. Ich denke, dass ist das wichtigste an solch einem Projekt.

8. Du bist von Microsoft als MVP (Most Valuable Professional) ausgezeichnet worden. Wie war das für Dich, als man Dir diese Auszeichnung verliehen hat? Hattest Du damit gerechnet oder war das eine Überraschung für Dich?

Als ich anfing meine HowTos zu Bloggen kannte ich keine MVPs und auch der Titel an sich war mit unbekannt. Je tiefer man jedoch in der Entwickler Bloggerszene war, desto mehr kam man mit diesem Titel in Berührung. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet so schnell diesen Titel verliehen zu bekommen. Aber natürlich habe ich mich umso mehr gefreut.

9. In Deinem MVP Profil von Microsoft steht, dass Du Dich auch mit WPF beschäftigst. Setzt Du bei Desktopanwendungen voll auf WPF-Anwendungen oder werden auch noch Windows Forms eingesetzt?

Eigentlich bin ich eher ein „Web“ Entwickler. Ich hab bisher an 3 größeren Desktopapplikationen gearbeitet. Als ich noch Azubi war, habe ich mich an Windows Forms versucht. Später in der MMS hatte ich ein WPF Projekt und später noch ein Microsoft Surface Projekt, welches wir ebenfalls mit WPF umgesetzt haben. WPF sieht schicker aus, allerdings ist der Lernaufwand am Anfang nicht zu verachten. Ich bin momentan mit ASP.NET MVC ganz glücklich und würde eher eine Weblösung bevorzugen 😉

10. Kommen wir mal zu generellen Dingen. Weiterbildung ist im Bereich der Softwareentwicklung ja eigentlich unerlässlich. Und wie ich oben schon erwähnt hab, ist Dein Themenbereich ja doch ziemlich umfassend. Welche Möglichkeiten nutzt Du, um Dich fortzubilden?

Meistens lese ich von neuen Technologien in Blogs bzw. über mein RSS Reader. Manche Blogposts verweisen dann wiederum auf einen anderen Blog usw. Wenn ich feststelle, dass der Blog viele gute Artikel hat, kommt er ebenfalls in meinen RSS Reader. Eine gute Möglichkeit bietet heute auch Twitter. In vielen Twitter Clients kann man eine Art „Abo“ auf ein Suchwort erstellen. Jedesmal wenn jemand das Suchwort twittert, wird es angezeigt. Meistens wird dort wieder auf ein Blogpost verwiesen und dann beginnt das Spiel von vorn 😉

So bekommt man ein sehr aktuelles Bild über die neuen Themen die gerade rumschwirren. .NET Magazine oder ganz spezifische Fachbücher les ich eher weniger – die Zeit investiere ich da lieber in meinen RSS Reader und wenn mich wirklich etwas interessiert probier ich es selber aus und blogge drüber. Fachbücher sind dann von Interesse, wenn man wirklich tiefergehend über etwas Bescheid wissen will. Allerdings sollte man vorher genau die Rezessionen lesen.

11. Wenn Du drei Fachbücher empfehlen solltest, welche wären das?

„Test-Driven-Development von Kent Beck“, „Entwurfsmuster von Kopf bis Fuß“ sowie das „Microsoft .NET Framework-Programmierung in C#. Expertenwissen zur CLR und dem .NET Framework 2.0„.

Diese haben mir ein gutes Grundverständnis gegeben. Vielleicht gibt es auch mittlerweile ein Update für das Expertenwissen Buch, allerdings fand ich dort einige .NET Grundlagen sehr gut erklärt.

12. Ich danke Dir für das Interview, Robert. Viel Erfolg weiterhin mit Deinen Projekten!

Vielen Dank auch an dich.