Softwareentwickler unproduktiv wegen E-Mails?

Beim Recherchieren im Web ist mir ein Artikel über einen Unternehmensberater in die Hände gefallen, der bei mir für Stirnrunzeln sorgte.

Dieser hat sich auf IT-Unternehmen und besonders auf Softwareentwicklerhäuser spezialisert und berichtet in dem Artikel über Optimierungspotentiale in der Softwarentwicklung.

35% der Softwareentwicklerkapazitäten, so behauptet er, werden dadurch verschwendet, dass Störfaktoren die Entwickler von der eigentlichen Arbeit ablenken.

So sind ein außerordentlicher Störfaktor E-Mails an die Entwickler!

Nach seiner Auffassung liegt dies daran, weil ein Programmierer nach der Ablenkung (z.B. dem Lesen einer E-Mail) 15 bis 60 Minuten benötigt um sich wieder in die Arbeit einzudenken.

Zudem steigt die Fehleranfälligkeit nach so einer Unterbrechung.

Ob diese Einarbeitungszeit wirklich so hoch ist, kann teilweise sogar angehen.

Was ich aber anzweifel ist, dass diese Zeiten wegoptimiert zu einer 35%igen Performancesteigerung führen kann.

Viele dieser sogenannten Störung haben nämlich auch positive Seiten:

  • So können sie fachliche Informationen vermitteln. E-Mails können Informationen für die gerade vorhandene Problemstellung, an die der Entwickler arbeitet, beinhalten. Aber auch ein Kollege, der vorbei gekommen ist, kann seine Meinung und auch seine Ideen für die aktuelle Aufgabenstellung kund tun.
  • E-Mails oder auch Gespräche mit Kollegen können allgemein beruflich informativ für den Entwickler sein. Es können allgemeine Informationen zum Unternehmen oder für die Arbeit vermittelt werden, wie z.B. Termine für das nächste Meeting, aktueller Stand des laufenden Projektes etc. Diese Nachrichten müssten sonst anderweitig dem Entwickler zukommen, was auch wieder Zeit des Entwicklers in Anspruch nimmt.
  • Und schließlich gibt es auch beim Gespräch oder der E-Mail privater Natur, postive Seiten. Nicht nur dass eine kleine Pause auch mal gut tut, kann es auch dazu kommen, dass man ein aktuelles Problem nach einer Unterbrechung anders betrachtet, als davor. Denn durch einen Wechsel der Thematik wird auch ein Abstand zur aktuellen Arbeit geschaffen.

Vorallem beim Ausarbeiten einer Lösung für ein Problem kann eine Unterbrechung manchmal auschlaggebend sein, wie ich selber immer wieder feststelle.

Denn wer kennt es nicht, lange an einem Problem geknabbert zu haben und dann, nach einer kurzen Pause, die Lösung plötzlich zu finden.

Natürlich ist ein übermäßiges Anfallen von „Störungen“ nicht fördernt, aber führt dies zu 35% Einbußen der Produktivität?

Außerdem gibt es für sinnlose Rundschreiben oder andere Spam-Mails auch den Mülleimer.

Was denkt Ihr, was ist Eure Meinung?

Comments
  1. Michi
  2. Steffen